20 Fragen, 20 Antworten – Martin im Interview

Herr Herzberg, wann und warum sind Sie Musiker geworden?
Meine Mutter hat 10 Geschwister aus einer Familie. Fast alle dieser unterschiedlichsten Tanten und Onkels spielten ein oder mehrere Instrumente. Irgendwann selber eines in die Hand zu nehmen war wohl eine Art Gruppenzwang, allerdings ein freiwilliger, wenn es sowas gibt.

Warum haben Sie sich für das Klavier entschieden. Was macht dieses Instrument so besonders?
Alles ist möglich auf dem Klavier. Sobald mich nur einen einzigen Ton spiele bin ich bereits inspiriert, weil es sofort nach Musik klingt. Kommen dann die anderen Tasten ensteht eine Magie, die mich in den letzten 30 Jahren immer wieder aufs neue fasziniert. Ich würde tatsächlich sagen, so pathetisch es auch klingen mag, es ist eine Liebe fürs Leben.

Wie würden Sie sich selbst in ein paar Worten charakterisieren?
Empathisch, Verkopft, Rastlos und irgendwie ein bisschen Wahnsinnig.

Wie würden Sie ihren Stil beschreiben? Was ist das Besondere daran und was sind die Alleinstellungsmerkmale?
Ich glaube ich gehöre zu der seltenen Spezies die sich zu gleichen Teilen für den Sound von filmmusikähnlicher Musik und Popmusik begeistern. Das führte letztendlich dazu, das ich auf meinen Solo Piano Konzerten zuweilen auch anfange zu singen. Entgegen der Erwartung des Publikums. Was immer wieder zu unterhaltsamen Reaktionen führt.

Wer und was inspiriert Sie für ihre Kompositionen?
Das Leben. Doch vor allem meine Beziehungen, und damit meine ich auch die zu meinen Freunden und meiner Familie. Ich bin der totale Beziehungsmensch und gemeinsam Erfahrungen zu machen, seien sie dramatisch oder glücklich, ist für mich die größte Inspirationsquelle für neue Stücke.

Wer sind ihre wichtigsten Vorbilder und warum?
Zuallererst Meine Mutter, da sie mir durch ihre natürliche lebensbejahende Einstellung zum Leben, etwas mitgegeben hat, woran ich immer wieder halten und orientieren kann. Mit drei Worten: „Alles wird gut“. Musikalisch hat mich die Klaviermusik von George Winston, Ludovico Einaudi oder zuletzt auch Nils Frahm sehr inspiriert. Das hört man, glaube ich.

Was wollen Sie mit ihren Stücken bei ihren Hörern auslösen?
Ich freue mich nach Konzerten immer total darrüber zu hören, wenn mir Menschen sagen, sie seien durch meine Musik mit ihren Gefühlen in Kontakt gegangen. Dahin zu schauen wo man sonst eher Weg sieht und sich mit diesen Teilen zu verwöhnen. Das ist ein wunderschönes Kompliment. Wenn ich das bewirken kann, dann macht das musizieren für mich gleich doppelt soviel Sinn. Diese Wertschätzung des Publikums ist ein wundervolles Privileg.

Was ist der perfekte Zeitpunkt und Ort um ihre Musik zu hören?
Das kann der Hörer ganz frei selbst entscheiden. Es gibt auf jeden Fall keinen falschen Zeitpunkt. Mütter haben schon öfter berichtet das ihre Kinder ganz wunderbar dazu einschlafen würden und Katzen ein besonnenes schnurren von sich geben. Auch das lässt mich schmunzeln.

Ist ihre Musik auch ein Aufruf in dieser hektischen Welt öfter mal alles abzuschalten, inne zu Halten und einfach nur zuzuhören?
Ganz genaus das ist sie, besser hätte ich es nicht formulieren können. „Herzberg an, Alltag aus“ 😉

Würden Sie ihrer Musik auch eine heilende Wirkung zusprechen?
Ich kann meiner Musik eine heilende Wirkung auf mich selbst aussprechen. Sie ist für mich irgendwie doch etwas „Selbsttherapie“. Wenn es dem Publikum am Ende ähnlich geht, ist es umso schöner.

Mit „Liebe und Tasten“ haben Sie kürzlich viertes Album veröffentlicht. Inwieweit ist es eine Weiterentwicklung? Welche Idee steckt dahinter?
„Liebe & Tasten“ ist eine Hommage an die Freundschaft. Ich habe mich gefragt, was mich in den letzten fünf Jahren wirklich immer wieder aufs Neue glücklich gemacht hat. Das war das Klavier und die Liebe,. Bis heute geniesse ich die Freiheit mit meinen besten Freunden zusammen auf der Bühne zu stehen und diesen Weg mit ihnen gemeinsam zu gehen. So hatte ich immer das Gefühl meinen Trum jetzt bereits zu Leben, und nicht auf einen Erfolg zu warten, der sich wenn er denn kommt, als ein beiläufiger Rausch entpuppt dem der nächste folgen muss. Zudem ist es das erste Album auf dem ich auch singe. Verrückt!

Wie verlief die Produktion in den Babelsberg-Studios. Was war so besonders daran?
Die Studios in Babelsberg sind der professionellste Raum für die Produktion von Musik den man sich nur vorstellen kann. Ehrlich gesagt war ich sehr eingeschüchtert,als wir dort mit Falko, dem Tontechniker dieses Studios die Aufnahmen für das Album machen konnten. Die bedingungslose Herangehensweise, die Disziplin und die perfekten Akustik in diesem riesigen Saal, in dem so viele bekannte Musik aufgenommen würde, das war ein großes Gefühl und irgendwie eine große Ehre. Ich denke das hört man dem Album an.

Was entgegnen Sie Kritikern die ihre Musik als seicht oder kitschig empfinden?
Es ist ihr gutes Recht meine Musik als derartig zu betiteln. Ich widerspreche dem nicht. Ganz im Gegenteil, ich kann das gut nachempfinden. Doch meine Musik entsteht nicht aus dem Bedürfnis heraus ein bestimmtes Urteil zu erzeugen. Ich mache Sie so wie sie aus mir herauskommt, und wenn dies für Menschen seicht, kitschig oder gar trivial erscheinen mag, dann ist das absolut ok. Wenn Sie niemanden berühren würde, dann allerdings würde ich mich fragen, ob die Sprache die ich spreche nicht ein bißchen zu eigen ist.

Bei wohltemperierter Klaviermusik denkt der Laie oft an Richard Clayderman. Was halten Sie von dem französischen Pianisten und Spezialisten für romantische Musik?
Zu Claydermans Musik habe ich ehrlich gesagt kaum einen Bezug. Tatsächlich empfinde ich seine als etwas zu seicht und kitschig, habe aber dennoch großen Respekt vor seiner Leistung und seinen Schaffen, denn das schließt sich keineswegs aus. Am Ende ist die Frage nach dem Musikgeschmack einfach immer ungemein subjektiv.

Haben Sie schon mal seinen Super-Hit „Ballade pour Adeline“ gespielt?
Dementsprechend noch nicht, nein. Aber ich habe seit längerem vor, meine eigenen Variationen zu Ludovico Einaudis Stücken zu schreiben. Das kommt noch.

Welche Rolle spielen bei Ihnen Bearbeitungen anderer Klassik-Künstler in ihrem Repertoire?
Momentan keine, ich arbeite im Moment eher in Richtung Filmmusik und Pop.

Ihre Musik klingt zuweilen wie ein wunderbarer Film-Soundtrack. Gab es Anfragen, Projekte oder Titel von ihnen die bereits verwendet wurden? Mit welchem Regisseur würden Sie gerne Mal zusammenarbeiten?
Ja, sehr gerne. Jedoch nur dann wenn ich ain Angebot bekommen würde, was mich tatsächlich inspiriert, wenn also z.b. Christopher Nolan anklopfen würde (Inception, The Prestige, The Dark Knight), würde ich nicht unbedingt Nein sagen. Ich glaube nur der hat bereits jemanden, der für Ihn Musik macht. Hans Zimmer oder so ähnlich heißt der Mann.

Welche Rolle spielen die sozialen Medien für ihre Karriere? Wie wichtig ist z. B. YouTube für Sie?
Ohne YouTube hätte ich keinen Job. Tatsächlich stolpern die meisten Menschen über meine Musik auf dieser Plattform. Ich bin dem Internet also sehr dankbar und würde aus diesem Grund auch sagen, dass ich in den besten Zeiten lebe um als unabhängiger Musiker seinen Lebensunterhalt mit Musik bestreiten zu können. Ein tolles Medium. Ich habe soviele wunderbare Menschen dadurch kennenlernen dürfen. Es lebe das Internet (Zumindest in diesem Fall) 😉

Was kann man von ihnen am 18. Mai in Braunschweig erwarten?
Ein Abend zum Lachen und Weinen. Denn beides ist bei meinen Konzerten oft der Fall. Das ist mein eigener Anspruch, auch für mich auf der Bühne. Wenn wir diesem Abend den Titel „Ein bewegendes Klavierkonzert“ geben, dann kann das Publikum auch genau das erwarten. Es wird bewegend.

Was sind ihre kurz- und langfristigen Ziele?
Ich würde gerne weltweit auf Tour gehen, und zwar auch weiterhin mit meinen Freunden im gepäck. Ich will diese Erfahrung mit ausgewählten Menschen teilen können. Des erst das macht diese Reise so unglaublich lebenswert.

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