Wie ich einen Konzerttag erlebe

Als Konzertbesucher kauft man das Ticket, investiert also zuerst Geld. Dann nimmt man sich frei, organisiert die Fahrt und investiert Zeit. Vor allem aber: man freut sich darauf. Alles, um ein besonderes Erlebnis zu haben mit live gespielter Musik, die man liebt. Wie ist es aber, selbst der Musiker zu sein, der seinen Fans dieses Erlebnis gibt? Bevor es zum Konzert geht steht natürlich eine Menge Vorarbeit an. Zuerst muss Musik komponiert, aufgenommen und veröffentlicht werden, Konzertorte gefunden, die Verträge gemacht und die Unterkunft gebucht, die Fahrt und Helfer organisiert werden. Der Job beginnt also nicht erst am Konzerttag selbst, sondern lange vorher. Es kommt natürlich immer auf die Location und das Konzert im Einzelnen an. Ein 1000 Personen Konzert in der Berliner Philharmonie mit Ensemble muss anders vorbereitet sein, als ein 100 Personen Konzert in einer Kapelle. Eines jedoch ist bei jedem Konzert, egal ob groß oder klein, das wichtigste: die Liebe zur Musik. Ich habe großes Glück, meistens von Freunden begleitet zu werden, die selbst auch Musiker sind. So habe ich immer ein bisschen mehr Liebe und Familie dabei. Wie sieht so ein typischer Konzerttag also aus?

Wenn ich am Vorabend ebenfalls ein Konzert hatte, also auf Tour bin, schlafe ich so lange wie möglich. Natürlich beginnt auch ein Konzerttag dann mit dem Frühstück. Wenn Zeit ist, ruhen meine Freunde und ich dann nochmal oder gehen spazieren. Am frühen Nachmittag machen wir uns dann mit dem Equipment auf den Weg. Meistens sind wir gegen 15:00 da, lernen die Leute vor Ort kennen und machen uns bekannt. Gegen 16:00 beginnt dann der Aufbau von Equipment, das kann manchmal ziemlich lange dauern. Da jeder Ort anders ist, müssen wir außerdem unbedingt einen ausführlichen Soundcheck machen, damit die Besucher den bestmöglichen Klang bekommen. Gegen 18:00 sind wir durch und gehen etwas essen. Danach gilt, es sich fein zu machen. Spätestens kurz nach acht komme ich auf die Bühne und das Konzert beginnt. Ich erzähle gerne Geschichten zwischen meinen Songs, weil es mir wichtig ist, dass meine Fans verstehen, wie viel Seele in meiner Musik steckt. Ich wünsche mir, dass sie beim Hören ähnlich fühlen wie ich es beim Spielen tue. Ich mag es, wenn die Atmosphäre entspannt und einfach schön ist. Ich sehe meine Mitmusiker, die Fans und mich wie eine Familie. Nach etwa einer Stunde gibt es eine kurze Pause, die ich in der Garderobe verbringe. Dann beginnt der zweite Teil. Meistens folgen zwei Zugaben. Viele Konzertbesucher kommen nach dem Ende gegen 22:30 Uhr zu mir und wollen mit mir reden. Deshalb bin ich immer schnell am CD-Tisch, um ihnen die Möglichkeit für Autogramme und Gespräche zu geben. Wenn die Besucher gegangen sind, müssen meine Freunde und ich noch das Equipment wieder abbauen und einladen. Oft bin ich erst weit nach Mitternacht im Bett. Ich brauche immer noch einige Zeit, um runterzukommen. Direkt nach dem Konzert fühle ich mich immer ein wenig benommen. Musik ist einfach wie eine eigene Zauberwelt und auf der Bühne fühlt sich alles noch intensiver an. Ich bin jedes Mal wahnsinnig erschöpft, weil diese Intensität zur körperlichen Anstrengung dazu kommt. Aber es macht mich auch sehr glücklich. Oft bekomme ich nach dem Konzert auch unglaublich schönes Feedback und dann weiß ich wieder: es lohnt sich. Meine Musik ist dazu da, andere glücklich zu machen. Das ist der Sinn. An Konzerttagen wird dieser besonders erfüllt.

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